"Schade, der läuft ja gar
nicht mehr." Eine Aussage meinerseits ohne Seltenheitswert. Ich
kann leider sehr phlegmatisch sein, was Kinobesuche angeht. Fällt ein Film
dieser lästigen Bequemlichkeit mal wieder zum Opfer, bleibt mir logischerweise
nur das Warten auf die DVD-Erscheinung oder die TV-Premiere. Also freute ich
mich gestern über Letzteres. Das
Leben ist nichts für Feiglinge lief auf arte. Wie gehen Kinder und Ehemann
mit dem plötzlichen Tod der Mutter beziehungsweise des Partners um? Ich hatte
mir viel versprochen. Von dem Thema, von dem Film. Doch ich bekam keinen
Zugang, weder zu der Story, noch zu den Akteuren. Lag es an den vielen Nebenschauplätzen,
an den zum Teil flachen Dialogen? Ganz gewiß lag es aber daran: ich verglich.
Montag habe ich Tage, die
bleiben im hr gesehen. Das gleiche Thema -Tod der Mutter, des Ehepartners-
aber komplett anders umgesetzt. Konkret geht es in dem Film von Pia Strietmann
um die wenigen Tagen zwischen dem Unfalltod der Mutter/Ehefrau und ihrer
Beerdigung. Atmospärisch dicht und dadurch beklemmend realistisch und berührend
bewegt sich die Geschichte auf ganz kleinem Raum. Und wirft doch große Fragen
auf: Wie "geht" Trauer eigentlich? Wie schafft man es zu
funktionieren, den ganzen organisatorischen Kram auf die Reihe zu kriegen, wenn
man eigentlich zu nichts fähig ist? Bedarf es erst so einer Extremsituation, um
familiär reinen Tisch zu machen? Dazu liefert der Film auch so manch schreiend
komische Szene. Mein Favourite: Max Riemelt (Filmsohn Lars ist
Jungschauspieler) mit Hape
Kerkelings Berliner-Prolo-Rico-Mielke-Kleingärtner-Gedächtnis-Styling bei Barbara
Salesch... Herrlich! Überhaupt, der Cast. Dass Max Riemelt, Lena Stolze (hat
eigentlich noch jemand die frappierende Ähnlichkeit mit Johanna von Koczian
bemerkt?) und Götz Schubert spielen können ohne dass man merkt, dass sie es
tun, weiß man. Aber Mathilde Bundschuh? Nie gehört! Für mich die
Entdeckung in "Tage, die bleiben". Ihre Filmfigur (Tochter Elaine)
macht die größte Wandlung durch. Vom durchgeknallten pubertierenden Teenie zur
Rilke-Versteherin, behält sie als einzige den Überblick, wirkt letztendlich
reifer als Bruder und Vater zusammen. Beeindruckend fragil gespielt von
Mathilde. Dann wäre da noch Michael Kranz als Bestatter. Eigentlich eine
Nebenrolle. "Sein" Benjamin, der vermeintliche Provinz-Heini,
wird mir definitiv im Gedächtnis bleiben...
Fazit: "Tage, die bleiben" ist ganz, ganz großes Kino!!! Auch auf der
Mattscheibe...