Freitag, 28. November 2014

München Mord: Heimatkrimi? Nö, besser!

ZDF Neo-Schauer waren vorgestern Nacht wieder mal die ersten, die große Masse darf morgen gucken, im ZDF zur Primetime. Und sie sollte es tun. Die Hölle bin ich ist brilliant.
Nix gegen Heimatkrimis, aber das Ganze wird schon ein bißchen inflationär, oder?
Im Grunde haben wir mit dem "Tatort" das Genre je eh schon seit Jahrzehnten, aber momentan kann ich mich vor Lokalkolorit beim Kampf gegen des Verbrechen kaum mehr retten. Und wie immer, je besser etwas ankommt beim Fernsehzuschauer, desto mehr und schneller wird nachgelegt und desto mehr Schmarrn flimmert dann über die Mattscheibe. Insofern wollte ich im März gar nicht erst reingucken. Bei Wir sind die Neuen, dem ersten Teil der neuen ZDF-Serie "München Mord". Gott sei Dank hab ich's doch getan. Drei herrlich schräge Kommissare, köstliche Dialoge, eine spannende Geschichte. Und so hat man gut daran getan, das Autorenteam Eva Wehrum und Alexander Adolph auch für Teil zwei wieder ran zu lassen. Die drei Hauptfiguren können sich in Die Hölle bin ich weiter entfalten und das Ganze gibt noch mehr Sinn und macht noch mehr Spaß.

Mal abgesehen vom Heimatbezug ist Krimi und Witz ja auch so ein Ding. Meist geht bei solchen Filmen die Handlung dann zugunsten des Humors unter. Ich bin eh nullkommanull Fan der Liefers-Prahl-Tatorte. Aber mal ganz ehrlich: Die, die das mögen, interessiert die Story doch nicht wirklich, oder?
Ganz anders bei "Die Hölle bin ich". Die Geschichte ist atmosphärisch dicht genug um die Spannung des eigentlichen Kriminalfalls bis zum Schluß zu halten. Trotzdem wartet man genauso gespannt auf jedes weitere "Servus" aus dem Mund von Jörg Hartmann (herrlich contra Image besetzt!), nur um sich ein weiteres Mal vor Lachen zu kringeln, ob des Pseudo-Münchnerisch "seines" solariumgebräunten Johannes Denglers. Seines Zeichens halbseidener Immobilienschnösel und eigentlich - kicher, kicher - aus dem Schwabenländle. Oder man fiebert mit den beiden männlichen Protagonisten mit, wie das denn nun aussehen mag, wenn eine Bewährungshelferin ihre Oberweite auf dem Tisch hin- und herschiebt...
Aber all das wäre nur halb so gut ohne den Glücksgriff bei den drei Hauptdarstellern! Es gibt Schauspieler, deren Gesicht kennt man, die sind immer irgendwie präsent, aber man hat keinen Namen parat. Alexander Held ist so einer. Für mich zumindest. Dabei spielt er grandios und hier endlich mal eine Hauptrolle. Und was für eine! Bei Marcus Mittermeier ist es genau umgekehrt. Regisseur von Muxmäuschenstill (ich liiiebe diesen Film). Name bekannt, aber das Gesicht? Jetzt bin ich schlauer. Auch er spielt wunderbar lässig mit perfektem Timing: good cop, bad cop, Spielerfraubeglücker, whatever... Bernadette Heerwagen ist mir seit "Das ewige Lied" ein Begriff, allerdings auch eher aus Nebenrollen. Sie hat so etwas Unaufringliches, Echtes in ihrer Rolle als leicht unterschätzte Nichte des Polizeipräsidenten. Flierl. Angelika. Allein der Nachname birgt Kultpotential...