Dienstag, 14. Mai 2013

Vom Expressionismus bis zur Postmoderne - Architekturmuseum Schwaben

Am 1. Mai stand ein kleiner Familienausflug auf dem Programm. Mit Kultur. Eigentlich wollten wir mal wieder ins Textilmuseum. Eigentlich. Das tim hatte zu. Wie nahezu alle Museen am Tag der Arbeit. Bloß wohin stattdessen? "Ins Architekturmueseum" war die Antwort meines Vaters. Architekturmuseum? In Augsburg??? Tja, da wohnt man nun -mit kleinen Unterbrechungen- 33 Jahre in der bayerisch-schwäbischen Provinzmetropole ;) und entdeckt so ein Kleinod erst 18 Jahre nach seiner Eröffnung.
Was ist los mit mir? Das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit, dass ich kulturtechnisch nicht auf der Höhe eben dieser bin. Das wurmt mich gewaltig, gelte ich doch in meinem Freundeskreis als Trüffelschweinchen, was kulturelle Entdeckungen des besonderen Art angeht. Ich tröste mich - wie schon bei Tom Schillings Schauspielkünsten- mit dem Mantra: Für Gutes ist es nie zu spät:
Das kleine Museum liegt am Rande des Thelottviertels, der wunderschönen, 1905 erbauten Gartenstadtsiedlung, konzipiert vom Augsburger Architekten Sebastian Buchegger (1879-1929). Das ehemalige Wohnhaus (unbedingt den Garten anschauen!) von Sebastian Buchegger beherbergt die Zweigstelle des Architekturmuseums der TU München. Ziel der Sammlung und der Ausstellungen ist es lebendiger Mittelpunkt der schwäbischen Architektur zu sein. Zur Zeit werden unter dem Titel "Vom Expressionismus bis zur Postmoderne" ungehobene Schätze aus dem Archiv gezeigt.
Bei einigen Modellen oder Fotos hatte ich sogar ein bißchen Wehmut. Verbindet mich mit manchem Augsburger Bauwerk doch mehr als ich dachte. Stilvoll Flanieren im 1973 erbauten Schwabencenter? Kann sich heutzutage keiner mehr vorstellen. Ich zumindest nicht. Anfang der 80er sah das noch anders aus. Sowohl der Stil der Geschäfte, als auch der Flanierenden.
Hans von Peschke
Hans von Peschke

















Regelrecht verliebt habe ich mich in das 50er Jahre Design von Hans von Peschke (1927-2006). Wohnhäuser, Büros und Ladeneinrichtungen. Von Peschke verband zwei komplett unterschiedliche Strömungen der damaligen Zeit. Er beherrschte wie kaum ein anderer den Spagat zwischen Bauhaus und Nierentisch. Wunderbar auch seine Skizzen. Die besondere Stilistik. Strichführung  in der Wirtschaftswunderzeit.
Gerd Wiegand: Parkhaus "Grottenau" Augsburg, 1956/57
Trendy war Augsburg zu dieser Zeit auch beim Thema Parken. So entstand am Ernst-Reuter-Platz von 1956-1957 die erste Hochgarage Süddeutschlands: das Parkhaus „Grottenau“, geplant vom Münchner Architekten Gerd Wiegand (1922-1994). Sehr futuristisch.
Wir bleiben in der Nierentisch-Ära. 1954 entwarf Gerhard Ludwig (1913-1997) ein Autohaus. Das Autohaus Edgar Meyer am Kitzenmarkt. Mein persönliches Highlight der Ausstellung.
Diese Wendeltreppe!!! Leider, leider existiert das Ganze so nicht mehr:
Gerhard Ludwig: Autohaus Edgar Meyer, Augsburg 1954 (Foto: Inge Vogel)
Die Ausstellung gibt auch einen Einblick in die miserable Wohnsituation Ende der 20er.
Fotos, Dokumente, Zeitungsartikel. Armut überall. Weltwirtschaftskrise.
Deprimierend, aber sehenswert.

Wer sich die interessanten Exponate anschauen möchte, hat nur noch bis Pfingstsonntag Zeit. Lohnt sich!