Vladimir Vysotsky oder was Leander Haußmann mit einem russischen Graffiti-Künstler zu tun hat
Vladimir Vysotsky (1938 - 1980) wurde oft der russische Bob Dylan genannt. Legte er doch genau wie sein US-amerikanischer Sängerkollege die Finger in die Wunden der Gesellschaft. Ein unbequemer Geist. Beim Volk beliebt, bei den Regierenden weniger. Auch der Streetart-Künstler Pavel 183 aus Moskau hatte ein berühmtes Pendant im Westen. Galt er doch als die russische Antwort auf den britischen Streetart-Star Banksy. Regimefeindliche Graffitis und Guerilla-Aktionen. So sieht Gesellschaftskritik 2013 aus. Trotzdem hat die russische Jugend Vysotsky nicht vergessen. Pavel setzte dem Liedermacher in Paris ein Denkmal. Leider eines seiner letzten Werke, starb Pavel Pukhov doch völlig überraschend Anfang April. Mit nur 29 Jahren:
Aber was hat das alles mit Leander Haußmann zu tun? Für Leanders Film-Adaption von Gernot Grickschs Roman "Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe" sollte natürlich Bob Dylan (geboren als Robert Zimmerman) auf den Soundtrack. Spielt der Mann doch inhaltlich eine nicht unwichtige Rolle in der Tragik-Komödie von 2008. Aber Bob wollte nicht. Also wich Leander auf den russischen Dylan aus. Und bescherte dem Film beim St. Petersburger Filmfestival unerwarteten Erfolg. "Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe" läuft diesen Freitag um 23:30 in der ARD. Angucken! Tom Schilling in der Hauptrolle ist herrlich trocken-komisch. Der Film steckt voller schrullig-schriller Nettigkeiten. Leander Haußmann eben. Ich bin immer wieder überrascht, wieso 4,3 Millionen Leutchen in "Kokowääh" marschieren, eine intelligente Komödie wie diese von Leander dagegen nur 110.000 Zuschauer ins Kino lockt.
Ob Zufall oder nicht, kann ich nicht sagen: Diesen Freitag ist übrigens auch DVD-Verkaufsstart von "oh BOY". Wer es also bisher nicht ins Lichtspieltheater geschafft hat, kann das Filmjuwel ab 24. Mai im Heimkino genießen...