Samstag, 18. Oktober 2014

"Das Leben ist nichts für Feiglinge" vs. "Tage, die bleiben" ~ ein Thema und zwei Filme, die unterschiedlicher nicht sein können

"Schade, der läuft ja gar nicht mehr." Eine Aussage meinerseits ohne Seltenheitswert. Ich kann leider sehr phlegmatisch sein, was Kinobesuche angeht. Fällt ein Film dieser lästigen Bequemlichkeit mal wieder zum Opfer, bleibt mir logischerweise nur das Warten auf die DVD-Erscheinung oder die TV-Premiere. Also freute ich mich gestern über Letzteres. Das Leben ist nichts für Feiglinge lief auf arte. Wie gehen Kinder und Ehemann mit dem plötzlichen Tod der Mutter beziehungsweise des Partners um? Ich hatte mir viel versprochen. Von dem Thema, von dem Film. Doch ich bekam keinen Zugang, weder zu der Story, noch zu den Akteuren. Lag es an den vielen Nebenschauplätzen, an den zum Teil flachen Dialogen? Ganz gewiß lag es aber daran: ich verglich. Montag habe ich Tage, die bleiben im hr gesehen. Das gleiche Thema -Tod der Mutter, des Ehepartners- aber komplett anders umgesetzt. Konkret geht es in dem Film von Pia Strietmann um die wenigen Tagen zwischen dem Unfalltod der Mutter/Ehefrau und ihrer Beerdigung. Atmospärisch dicht und dadurch beklemmend realistisch und berührend bewegt sich die Geschichte auf ganz kleinem Raum. Und wirft doch große Fragen auf: Wie "geht" Trauer eigentlich? Wie schafft man es zu funktionieren, den ganzen organisatorischen Kram auf die Reihe zu kriegen, wenn man eigentlich zu nichts fähig ist? Bedarf es erst so einer Extremsituation, um familiär reinen Tisch zu machen? Dazu liefert der Film auch so manch schreiend komische Szene. Mein Favourite: Max Riemelt (Filmsohn Lars ist Jungschauspieler) mit Hape Kerkelings Berliner-Prolo-Rico-Mielke-Kleingärtner-Gedächtnis-Styling bei Barbara Salesch... Herrlich! Überhaupt, der Cast. Dass Max Riemelt, Lena Stolze (hat eigentlich noch jemand die frappierende Ähnlichkeit mit Johanna von Koczian bemerkt?) und Götz Schubert spielen können ohne dass man merkt, dass sie es tun, weiß man. Aber Mathilde Bundschuh? Nie gehört! Für mich die Entdeckung in "Tage, die bleiben". Ihre Filmfigur (Tochter Elaine) macht die größte Wandlung durch. Vom durchgeknallten pubertierenden Teenie zur Rilke-Versteherin, behält sie als einzige den Überblick, wirkt letztendlich reifer als Bruder und Vater zusammen. Beeindruckend fragil gespielt von Mathilde. Dann wäre da noch Michael Kranz als Bestatter. Eigentlich eine Nebenrolle.  "Sein" Benjamin, der vermeintliche Provinz-Heini, wird mir definitiv im Gedächtnis bleiben...
Fazit: "Tage, die bleiben" ist ganz, ganz großes Kino!!! Auch auf der Mattscheibe...